Im Jahre 1797 wurde im Kaukasus dem Fürsten eines kleinen Bergvolkes ein Sohn geboren, der den Namen Schamil erhielt. Als Schamil herangewachsen war und die Herrschaft über sein Volk ergriffen hatte, erwarb er sich bald hohen Ruhm als ein tapferer und kluger Fürst. Insbesondere rühmte man ihn zweier Tugenden wegen. Man pries seine unbestechliche Gerechtigkeit und seine zarte treue Liebe zu seiner Mutter, die ihn auf seinen Kriegszügen begleitete.
Eines Tages wurde dem Fürsten gemeldet, dass aus dem Heerlager wichtige Geheimnisse an den Feind verraten wurden. Trotz strenger Untersuchung konnte man den Verbrecher nicht finden. Als sich nach kurzer Zeit der gleiche Vorgang wiederholte, ließ der König allem Volk bekannt machen, dass der Verräter im Falle seiner Entdeckung vor versammeltem Kriegsvolk mit hundert Geißelhieben auf dem bloßen Rücken bestraft werden sollte. Trotzdem wiederholte sich das Verbrechen. Eines Tages kam einer der Räte des Königs in tiefster Erregung zu ihm: "König, wir haben den Schuldigen entdeckt." "Wer ist es?" "Es ist deine Mutter". Und es war so. Da schloss sich der König drei Tage und drei Nächte in sein Zelt ein. Kein Schlaf füllte sein Auge, er berührte nicht Speise oder Trank. In seiner Brust tobte ein furchtbarer Kampf.